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Wie Usability Vertrauen erzeugt
Wie Usability Vertrauen erzeugt oder an was man alles bei der
Benutzbarkeit seiner Website denken muss. Rezension eines Buches der
Galileo Press von Martina Manhartsberger und Sabine Musil
"Web Usability- Das Prinzip des Vertrauens" . Edition PACE, Bonn 2001
Viele Webbetreiber scheinen noch immer zu glauben, dass ein
Internetauftritt hauptsächlich das Marketing unterstützt und deshalb
jedes Unternehmen eine eigene Homepage haben sollte. Das Internet
als eine globale Werbeplattform zu sehen, wo um die
Aufmerksamkeit des Kunden konkurriert wird, ist allerdings eine
antiquierte Vorstellung, die kaum den Möglichkeiten dieses Medium
gerecht wird. Der Zustand, oder besser die Benutzbarkeit vieler
Websites zeigt, dass bei der Entwicklung auf die Benutzer und
deren Verhalten kaum Rücksicht genommen wird. Es wird schlichtweg
angenommen, dass der Benutzer sich selbst zurecht findet und zu
allen Wesentlichen Informationen kommt, die angeboten werden. In
Wahrheit muss ein User, der zum ersten Mal auf eine Homepage
kommt, sich erst orientieren und die Benutzung bzw. die Bedeutung
der Funktionen und Elemente erkennen, um mit der Website umgehen zu
können. Banale Dinge, wie der Kauf einer Flasche Milch funktionieren
in der realen Welt relativ problemlos, doch über ein
online Shopportal kann dieser simpler Prozess, durch eine schlechte Usability
erheblich erschwert werden, wie der Usability-Experte, Jared Spool
bemerkt.
Martina Manhartsberger und Sabine Musil haben, in ihrem sehr
praxisorientierten Buch "Web Usability" auf diese
Benutzerschwierigkeiten hingewiesen, erklärt wie diese zustande
kommen und wie man diese verhindern kann. Da über das Thema
Usability in den
letzten Jahren eine Menge Bücher erschienen sind, könnte man
voreilig dieses Buch von Manhartsberger und Musil als eines von
vielen Büchern zu diesem aktuellen Thema herabmindern. Die größte
Zahl der Usability-Bücher stammen aber aus den USA und werden
selten übersetzt und die Bücher, die im deutschsprachigen Raum
erscheinen, zeichnen sich durch die Abwesenheit von Beispielen aus
der Praxis aus, da man glaubt zu viele Bilder und Darstellungen
vermitteln einen unseriösen und nicht wissenschaftlichen
Eindruck. So muss sich der Leser die abstrakte Materie des
Usabilitydesigns selbst vorstellen, und anhand komplizierter
Beschreibungen die Erklärungen selbständig interpretieren. Über ein
so stark visuelles Thema, wie die Usability einer Website zu
schreiben, erford
ert auch eine ausreichende Visualisierung von Praxisbeispielen, und
diese sind in "Web Usability" zu genüge vorhanden.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu anderen Usability-Büchern ist
das breite Informationsangebot. Hier wird nicht nur ein Überblick
über das Tätigkeitsfeld und den Nutzen von Usability geboten, es
werden auch konkrete Design- und Gestaltungskriterien
ausführlich behandelt. Außerdem gibt es einen extra Teil für
marketingrelevante Aspekte und einen Teil über das Messen von
Usability. Das große und stark wissenschaftliche Thema der
Usability-Evaluierung wird zwar nicht ausführlich behandelt, doch
wird
hier dem unbedarften Leser ein schneller Überblick über häufigst
angewendete Methoden und Verfahren geboten.
Das Zielpublikum dieses Buches betrifft sicher nicht ausschließlich
Usability-Anfänger oder Personen, die sich noch nie wirklich
Gedanken über die Usability einer Website gemacht haben. Auch für
Experten sind auf Grund von reichlichen Praxisbeispielen
einige interessante Anregungen und Denkanstöße, vor allem in bezug
auf User-Interface Design, anzufinden. Webdesigner, die meist dazu
neigen dem Design den Vorrang zu geben, werden sicherlich wichtige
Hinweise erhalten, wie weit beim Design auf das
Verhalten und den mentalen Modellen der Benutzer Rücksicht zunehmen
ist. Webbetreiber hingegen besitzen mit diesem Buch einen
übersichtlichen und leicht verständlichen Führer, durch das
diffizile Thema des Web Usability Engineering, also auf was man bei
der Gestaltung einer Website achten muss, wie diesen an den
Bedürfnissen der Benutzer angepasst wird und wie ich schließlich die
Website sinnvoll nutzen kann. Gerade in diesem Punkt herrscht große
Konfusion, da viele Besitzer einer Website gar nicht
wissen, warum sie e
igentlich eine Homepage besitzen, sondern von der Begründung
ausgehen, dass fast alle wichtigen Unternehmen, Organisationen oder
Personen eine Homepage haben. Im World Wide Web vertreten zu sein,
zählt somit zu einem unerlässlich Standard, auf den heute
keiner mehr verzichten kann. Sich über das Ziel, die Funktion und
letztlich den Nutzen für den Kunden Gedanken zu machen, sollte
jedoch bereits vor dem Start einer Website im Vordergrund stehen,
ansonsten wird man in der riesigen und schier unendlichen
Anzahl von Websites im Internet untergehen. Das Internet ist eben
nicht nur ein Ort, wo man rasch zu Informationen gelangen kann,
sondern wo auch Informationen und Daten im virtuellen Raum globaler
Datennetze versickern.
Der Untertitel des Buches von Manhartsberger/Musil heißt: Das
Prinzip des Vertrauens und gerade die Verknüpfung von Vertrauen und
Usability beweist, dass die Autorinnen den Kern der Sache erfasst
haben. Sich auf einer neuen Website auszukennen, wissen wie
diese funktioniert, wie man zu Informationen gelangt oder wie
navigiert werden muss, erzeugt das Gefühl der Kontrolle. Wenn ein
User glaubt eine Website im Griff zu haben und diese zu beherrschen,
dann wird sie für ihn verständlich und schließlich
"vertrauensvoll". Der Vertrauensaspekt zählt somit zu einem der
wesentlichsten Elemente der Kundenbindung und der Bereitschaft des
Users den Inhalt oder die Produkte der jeweiligen Website zu
konsumieren. Das Herstellen von Vertrauen ist allerdings eine
komplizierte Angelegenheit, da neben rechts- und
sicherheitstechnischen Aspekten und den notwendigen Funktionen bei
einer eCommerce-Site, auch der Zustand der Usability eine große
Rolle spielt. Denn der Benutzer baut sein Vertrauen nicht über
vorhandene
technische
Standards auf, sondern wie die gesamte Website auf ihn emotional
wirkt. Wenn er z.b. die Handhabung der Navigation nicht versteht
oder sich auf der Website verloren fühlt und nicht mehr
zurückfindet, dann verringert sich sein Vertrauen in die Seriosität
und Professionalität der Website. Gerade im Bereich des eCommerce
ist die Beschäftigung mit diesem Thema unerlässlich, denn hier soll
der Kunde vom reinen Informationssuchenden, zum aktiven Konsument
werden und Konsumenten sind angesichts der großen
Konkurrenz, besonders leicht abzuschrecken und zu verlieren. Das
Prinzip des Vertrauens ist somit nichts anderes als die Optimierung
des Webauftritts und die Schaffung einer benutzerorientierten und
angenehmen Usability.
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